Was macht ein Entwicklungsingenieur (m/w/d)?

Wer gerne tüftelt und ständig neue Ideen hat, wer das Gute immer noch ein bisschen besser machen möchte, wer gerne vorausdenkt und beim Thema Technik ganz in seinem Element ist - der könnte mit dem Job als Entwicklungsingenieur seinen Traumberuf finden.
Doch wie sehen die Voraussetzungen dafür aus, welche Ausbildung ist nötig und was genau macht so ein Development Engineer den ganzen Tag? Was kann ein Entwicklungsingenieur als Gehalt für seinen Einsatz erwarten? Und wie sind die Zukunftsaussichten in diesem spannenden Beruf?
Das Berufsbild Entwicklungsingenieur
Windkrafträder und Gebäude, Maschinen und Motoren, Roboter und Kaffeemaschinen - Entwicklungsingenieure sind damit beschäftigt, all diese Dinge (und noch viele mehr) zu planen, zu entwickeln und zu konstruieren. Oft steht am Anfang ein Problem, für das eine Lösung benötigt wird. Dabei kann es darum gehen, etwas völlig Neues zu erfinden oder Schwierigkeiten bei einer bereits bestehenden Konstruktion oder Technologie zu beseitigen.
Man denke etwa an den Staubsauger, der 1901 erfunden wurde und so schwer und sperrig war, dass er mit einem Pferdefuhrwerk zum Einsatzort transportiert werden musste. Im nächsten Entwicklungsschritt wurde das Gerät im Keller platziert und mit Schläuchen ausgestattet, die das Staubsaugen im Haus ermöglichten. Aufgrund des regen Wettlaufs an Ideen kam es bereits 1905 zum ersten transportablen Modell. Die Entwicklung setzte sich fort. Heute gibt es kabellose Staubsauger mit Akku, federleichte und flüsterleise Modelle sowie Saugroboter, die selbstständig ihre Arbeit verrichten.
Am Beispiel Staubsaugerentwicklung zeigt sich, was Entwicklungsingenieure grundsätzlich leisten. Für den ersten Staubsauger anno 1901 wurde zunächst das technische Konzept erarbeitet, dann die technische Umsetzung geplant. Schließlich erstellten die Tüftler ein Entwicklungsmuster, aus dem der Prototyp hervorging. Erst nachdem mögliche Schwächen des Prototyps erkannt und beseitigt waren, kam der erste Staubsauger auf den Markt.
Und all diese Schritte beziehen sich tatsächlich auf ein einziges Modell. Nach der grundsätzlichen Erfindung, Planung und Konstruktion geht es bei späteren Weiterentwicklungen zwar nicht um das Grundlegende, oftmals aber sehr wohl um elementare Erweiterungen, Verbesserungen und Anpassungen an (neue) Gegebenheiten und Bedürfnisse. Ein Beispiel sind die heutigen Windräder, die das Prinzip der Windmühlen nicht mehr zum Getreidemahlen, sondern zur Energiegewinnung nutzen.
Daneben werden auch heute noch völlig neue technische Geräte, Anlagen und Technologien erfunden und entwickelt. Je nach Spezialisierung des Entwicklungsingenieurs ist er in Fachgebieten wie dem Maschinenbau, der Elektroindustrie, dem Automobilbau und der Informationstechnik (IT) tätig. Und selbstverständlich auch im Bereich der Haushaltsgeräte. Innerhalb der Tätigkeitsfelder geht es sowohl um die Entwicklung von Anlagen und Maschinen als auch um technische Prozesse und Systeme, die gestaltet oder optimiert werden müssen.
Voraussetzungen für den Job als Development Engineer
Neben der beruflichen Qualifizierung gibt es einige Voraussetzungen und Eigenschaften, die man für den Beruf des Entwicklungsingenieurs mitbringen sollte. Die wesentlichen Softskills:
- Kreativität: Ideenreichtum und schöpferische Kraft sind Grundlagen für Neuentwicklungen, Verbesserungen und Problemlösungen
- Technische Affinität: Starkes Interesse an Technik ist für den Beruf eine Grundvoraussetzung
- Analytisches Denken: Ist die angedachte Lösung praktikabel?
- Teamgeist: Er ist für die Zusammenarbeit mit anderen Projektbeteiligten wichtig, wenngleich je nach Einsatzgebiet auch viel alleine gearbeitet wird
- Kommunikationskompetenz: Vorhaben, Probleme, Neuentwicklungen müssen zwischen allen Beteiligten kommuniziert werden. Oft werden Entwicklungsingenieure auch ins Marketing der Neuentwicklungen eingebunden
Daneben sind gute Schulnoten in den Fächern Mathe und Physik hilfreich, da sie von Begabung für den Beruf zeugen. Auch gutes Englisch ist je nach Arbeitsort und/oder Kundenkreis erforderlich. Dazu kommt eine Affinität für betriebswirtschaftliches Denken bzw. entsprechendes Know-how, etwa wenn es um die Rentabilität einer Entwicklung geht.
Braucht man als Entwicklungsingenieur ein Studium?
Ja. Die Voraussetzung für Entwicklungsingenieur Jobs besteht generell aus einem Studium, wobei ein abgeschlossenes Bachelor Studium als Einstieg genügt. Studiengänge können Elektrotechnik oder Mechatronik, Maschinenbau oder Verfahrenstechnik, aber auch Schiffbau oder Luft- und Raumfahrttechnik sein. Sie dauern in der Regel sechs bis sieben Semester. Wer sich gleich nach dem Bachelor in die Materie vertiefen und auf den Development Engineer spezialisieren möchte, schließt einen Master-Studiengang mit rund vier weiteren Semestern an.
Die Studiengänge der Ingenieurwissenschaften sind überaus beliebt. In Deutschland werden sie neben dem reinen Studium an einer Hochschule auch als duales Studium angeboten. Das heißt, dass Phasen an der Uni und die Arbeit in einem Betrieb einander abwechseln bzw. ergänzen. Das hat den Vorteil, dass bereits während des Studiums wertvolle praktische Kenntnisse erlangt werden, was sich entsprechend positiv auf die spätere Arbeitsplatzsuche auswirkt - meist auch auf das anfängliche Gehalt als Entwicklungsingenieur.
Zudem bieten viele Betriebe eine studienbegleitende Ausbildung an, die mit einem anerkannten Berufsabschluss endet. Das nennt sich ausbildungsintegrierendes Modell. Dabei erhalten Studierende neben dem Bachelor of Engineering beispielsweise den Abschluss als Mechatroniker/in oder Industriemechaniker/in. Oft werden sie vom Ausbildungsbetrieb später übernommen. Sehr vorteilhaft, denn beide Seiten wissen bereits, was auf sie zukommt und eine lange Einarbeitungszeit entfällt.
Auch wer ein reines Studium des Ingenieurwesens an einer Hochschule, Universität oder Akademie absolviert, kann während des Studiums praktische Erfahrungen bei Werkstudenten-Jobs und Praktika sammeln. Dabei sieht man ebenfalls schon während des Entwicklungsingenieur Studiums, welche speziellen Bereiche besonders viel Spaß machen.
Entwicklungsingenieur Jobs: Wo kann man arbeiten?
Sehr viele Jobs gibt es in der Automobilbranche und in der Elektroindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau. Auch in der Metall-, Chemie- und Textilindustrie sowie im Möbelbau können Entwicklungsingenieure ihre Expertise gewinnbringend einsetzen. Zudem sind insbesondere zwei Bereiche in permanenter Entwicklung und benötigen laufend spezialisierte Fachkräfte: die Medizinbranche und der IT-Bereich. In der Informationstechnik werden allein aufgrund der Digitalisierung und der damit verbundenen Herausforderungen Entwicklungsingenieure benötigt, doch auch in der Medizin werden ständig neue Technologien entwickelt und verbessert. Das hängt teilweise damit zusammen, dass die Gesellschaft immer älter wird. Zuletzt wurde das deutlich an der Entwicklung von Pflegerobotern.
Aufgaben und Berufsalltag
Der Berufsalltag hinsichtlich der Arbeitszeiten ist abhängig vom jeweiligen Betrieb; in der Regel ist mit einem werktäglichen Einsatz ohne Schichtbetrieb zu rechnen. Je nach Projekt kann die Arbeitszeit allerdings auch variieren. Bei der technologischen Ausstattung eines Betriebes beispielsweise geben dessen Öffnungszeiten die Arbeitszeiten vor - zumindest während der Phase, in der beim Auftraggeber vor Ort gearbeitet wird.
Die praktischen Aufgaben und Inhalte des Berufs hängen stark von der gewählten Branche und dem speziellen Einsatzbereich ab.
- Geht es darum, Schäden zu beheben, etwa an einer Maschine oder Anlage? Dann steht die Bestandsaufnahme an erster Stelle. Worin könnte die Ursache liegen, gibt es einen Fehler im System und wie sind künftige Defekte vermeidbar? Was einfach klingt, ist mitunter eine überaus komplexe Angelegenheit, die zahlreiche Berechnungen und Überlegungen beinhaltet.
- Oder soll ein Produkt verbessert werden? Auch das ist äußerst anspruchsvoll. Ganzjahresreifen beispielsweise sind qualitativ mittlerweile zwar auf akzeptablem Niveau, doch noch immer bereiten Probleme wie die saisonalen Temperaturunterschiede und der höhere Verschleiß den Ingenieuren Kopfzerbrechen. An welchen Stellschrauben kann gedreht werden, um Allwetterreifen zu optimieren?
- Bei der kompletten Neuerfindung und Entwicklung eines Produkts, Systems oder Prozesses dagegen stehen wieder andere Anforderungen und Abläufe an. Zunächst ist Kreativität gefragt. Doch sie allein führt nicht zum Erfolg - auch aktuelle Trends, technische Möglichkeiten, eine eventuell nötige Kompatibilität mit bereits Vorhandenem und viele Aspekte mehr müssen berücksichtigt werden. Dann folgen erste Entwürfe, technische Zeichnungen und Produktentwürfe sowie erste Simulationen und Praxistests.
Bei allen Schritten bis zur letztlichen Freigabe bzw. Fertigung sind immer wieder Kollegen und Kolleginnen aus der Produktion, andere Projektbeteiligte, Lieferfirmen, oft auch die Auftraggeber involviert. Zudem ist stets der wirtschaftliche Aspekt zu berücksichtigen. Und es geht um Praktisches: Welche Teile und Werkzeuge werden benötigt, existieren sie bereits und sind sie lieferbar? Oder muss Spezialwerkzeug entwickelt werden? Braucht es gar völlig neue Elemente oder Zusatzteile?
Es zeigt sich: Die Arbeit als Entwicklungsingenieur ist sehr abwechslungsreich, anspruchsvoll und komplex. Am Ende eines einzelnen Projekts steht stets das Erfolgserlebnis, ein Problem gelöst, etwas verbessert oder etwas Neues erschaffen zu haben.
Was ist bei der Bewerbung zu beachten?
Während Lebenslauf und Zeugnis wenig Spielraum zur inhaltlichen Anpassung bieten, kann das Anschreiben persönlich gestaltet werden. Empfehlenswert ist es, die harten Fakten aus den anderen Unterlagen in einen Kontext zum Jobangebot zu bringen. Insbesondere die vorhandenen Skills sollten ansprechend eingebunden werden (innovative Einstellung, analytische Fähigkeiten, Kommunikationsfähigkeit, Teamgeist). Zudem empfiehlt es sich, die vorhandene Spezialisierung für den Job zu betonen, dabei aber nicht zu übertreiben. Auch sollte das Anschreiben insgesamt nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz ausfallen.
Entwicklungsingenieur Gehalt: sehr attraktiv
Schon beim Berufseinstieg wird in Deutschland ein Gehalt zwischen 3.600 und 5.800 Euro brutto monatlich bezahlt. Dabei variiert das Entwicklungsingenieur Gehalt je nach Branche, Betrieb und Region. Tendenziell wird vor allem in der Automobilbranche hervorragend verdient, doch das Einkommen wird auch von der persönlichen Erfahrung und Qualifikation sowie vom genauen Tätigkeitsfeld beeinflusst.
Können Entwicklungsingenieure ihr Gehalt steigern? Ja, etwa durch Fort- und Weiterbildungen. Es ist wichtig, sein Fachwissen stets auf dem neuesten Stand zu halten. Zugleich ebnet persönliche Weiterbildung den Weg zu einer sehr gut dotierten Führungsposition, was das Gehalt als Entwicklungsingenieur nochmals auf ein höheres Level hebt.
Mit einem höheren Gehalt ist oftmals auch in Metropolen zu rechnen, doch die ebenfalls höheren Lebenshaltungskosten machen diesen Vorteil in vielen Fällen wett.
Wie sind die Zukunftsaussichten für Entwicklungsingenieur Jobs?
Die beruflichen Chancen nach einem Entwicklungsingenieur Studium sind ausgesprochen gut. Das gilt sowohl für die Berufstätigkeit im Inland als auch im Ausland - deutsche Ingenieure und Ingenieurinnen erfreuen sich auch international eines ausgezeichneten Rufs. Wer nach seinem Studium in die Ferne schweifen möchte, hat demnach sehr gute Aussichten auf einen der interessanten Entwicklungsingenieur Jobs im Ausland.
Ganz unabhängig von der persönlichen Zukunftsperspektive nimmt der Bedarf an Entwicklungsingenieuren eher zu als ab. Das hängt nicht zuletzt mit der Digitalisierung, der zunehmenden Rolle der erneuerbaren Energien und mit dem allgemeinen Umdenken in den Bereichen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen.
Ähnliche Berufe
Oft ist es interessant, einen Blick auf verwandte Berufe mit ähnlichen Jobprofilen zu werfen. Dazu gehören der Anwendungsingenieur, der Elektro- und Bauingenieur sowie der Projekt- und Forschungsingenieur.